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Wintergäste im Ordenskleid
die Nonnengans Jetzt im Januar bevölkern die Nonnengänse, auch Weißwangengänse genannt, in großer Zahl unseren Küstenraum und suchen Nahrung auf Wiesen und manchmal auch Äckern hinterm Deich. Im Vergleich zu ihrer sibirischen Heimat sind die winterlichen Temperaturen bei uns eher gemäßigt. So schwingen sie sich im Spätsommer von arktischen Küsten auf in unsere Breiten. Bis November hat sich dann der große Herbstbestand im Wattenmeer aufgebaut.
Klostergärten gehören allerdings nicht zum Lebensraum der Nonnengänse, wie der Name
vermuten lassen könnte. Vielmehr wird damit ihr Aussehen umschrieben, welches dem Schleier und Gewand einer Ordensschwester nicht unähnlich ist. Die weiße Wangenzeichnung, daher der zweite Name, macht sie zu einem hübschen schwarz-weißen Vogel der küstennahen Winterlandschaft am Nationalpark.
In Abhängigkeit von der Härte des Winters bleiben die Vögel dann bei uns oder weichen vor der Kälte und dem Schnee weiter nach (Süd-)Westen aus. Je nach Witterung kommen sie ab Januar in großen Scharen zurück in unsere Landschaft. Ihr Bestand kann dann bis zum Frühjahr allein in Niedersachsen bis zu 150.000 Individuen umfassen. Dank Jagdverschonung, beruhigter Rastgebiete und einem günstigen Nahrungsangebot hat sich der Bestand, nach Jahrzehnten geschwächter Populationen, wieder sehr erholt – ein Erfolg für den internationalen Zugvogelschutz.
Imposant sind die langen Ketten und Keile in der Luft, wenn die Vögel in der Morgendämmerung vom Schlafplatz im Watt auf die saftigen Wiesen und Weiden hinter den Deichen fliegen. Die landwirtschaftlichen Flächen sind jetzt durch ihr großes Nahrungsangebot viel attraktiver als natürliche Lebensräume. Erst zur Zeit des Frühjahrszuges, wenn das frische Grün aufwächst, konzentrieren sich die Gänse draußen in den Salzwiesen des Nationalparks.
Trotz der Bindung an die Küste bevorzugen auch Nonnengänse als Getränk eher Süß- oder Brackwasser. Deshalb sind sie an Flussmündungen wie Unterems und Unterelbe in besonders großer Zahl anzutreffen. Tagsüber pendeln sie mehrmals über den Deich, um zu trinken. Eine gute Gelegenheit, die Gänse ohne Störung zu beobachten und sich an diesem Naturschauspiel zu erfreuen.