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Gaukler am Himmel
der Kiebitz „Kie-wit“ ertönt es über den feuchten Weiden und Wiesen im Nationalpark. Sie bleiben stehen und lauschen. Es klingt leicht flötend, aber auch ein bisschen schräg. Der Ruf kommt von oben. Am Himmel taumelnd und Purzelbäume schlagend nähert sich ein Vogel. Es ist der Kiebitz mit seinen tollkühnen Flugmanövern.
Sein Flug ist so auffällig, dass ein Doppeldeckerflugzeug 1928 nach ihm benannt wurde und schon 1931 seinem Namensgeber alle Ehre machte, indem es prompt die Deutsche Kunstflugmeisterschaft gewann.
Ab Anfang März, manchmal auch schon früher, kehren die Vögel mit der charakteristischen Federhaube aus Spanien und Frankreich zu uns zurück, um für ihre Nachkommenschaft zu sorgen. Jetzt allmählich beginnt die Balz mit besagten
akrobatischen Flugeinlagen. In der Hauptbrutzeit - vom April bis in den Juli hinein - legen die Vögel in Bodenmulden Nester an. Meist sind es vier Eier, die von beiden Partnern in etwa vier Wochen ausgebrütet werden. Die Küken verlassen das Nest schon kurz nach dem Schlüpfen. Nur nachts wärmt sie das Weibchen noch in der ersten Zeit. Auf der Suche nach Insekten, Larven, Schnecken und Würmern laufen sie wieselflink hin und her. Dabei stochern die Vögel mit dem Schnabel im weichen Boden der feuchten Wiesen. Droht Gefahr, ertönt der Warnruf der Altvögel und die Küken drücken sich flach auf den Boden oder verstecken sich in höherem Bewuchs. Die Elterntiere fliegen den Störenfried aufgeregt an oder locken ihn, eine Verletzung vortäuschend, von den Küken weg.
Nach sechs Wochen sind die Jungvögel flügge. Bei den Alttieren folgt noch die Mauser, das ist die Zeit des Federwechsels. Dann geht es in Etappen zurück in die Überwinterungsgebiete. In milden Wintern bleiben sie aber auch bei uns.
Der Bestand des Vogels ist bedroht durch die Veränderung seiner Lebensräume. So sind trocken gelegte Wiesen für den Kiebitz nicht mehr geeignet, weil der Boden für die Nahrungssuche zu hart ist. Zu seinem Schutz sind deshalb gemeinsam mit der Landwirtschaft Programme zum Erhalt von Feuchtgrünland aufgelegt worden.
Früher, als es den Kiebitz noch häufig gab, wurden die Eier gesammelt. Ab 1871 schickte man aus Friesland dem Reichskanzler Bismarck zu seinem Geburtstag 101 Eier nach Berlin. Dieser hat sich 1883 mit einem eiförmigen Pokal, den ein Kiebitzkopf schmückt, revanchiert. Bei besonderen Anlässen ist auch heute noch dieses Schmuckstück in Jever im „Haus der Getreuen“ zu bewundern. Heute dürfen Kiebitzeier natürlich nicht mehr gesammelt werden!